In Zeiten von High-End-Japan-Wobblern und den feinsten Softbaits noch mit Blech ans Wasser – einfach nicht mehr state of the art oder eine zu Unrecht vernachlässigte Kunst? Gastautor David hat sich die KeloFishing Blinker geschnappt und ist losgezogen.
Prolog zu den KeloFishing Blinkern
Die meisten Spinnangler würden einem bestimmt nicht euphorisch „Blinker!“ entgegenbrüllen, wenn man sich nach dem persönlichen Topköder erkundigt. Was irgendwo auch verständlich ist, wenn man sich ansieht, in welch einem Dschungel an Kunstködern man sich in jedem Shop, sei es online oder im good ol‘ Angelgeschäft vor Ort, gegenüber sieht: Hier hängt die ultrarealistische Minnow-Serie einer japanischen Edelmarke, daneben gibt’s eine gefühlt unendliche Auswahl an Gummifischen und drüben linsen uns die neuesten Creature Baits an. Da können unspektakuläre Sachen wie Spinner oder Blinker leicht vergessen werden. Auch in meinem Rucksack fristete die Box mit den Blechködern bis vor kurzem ein doch eher tristes Dasein. In Ausnahmefällen verirrte sich mal ein Spinner oder Blinker an den Snap. Aber sonst? Man zahlt ja nicht 20 Euro für einen Wobbler, um ihn dann nicht zu fischen…
Aber manchmal wird man eben zu seinem Glück gezwungen. Auf der ‚Jagen und Fischen‘ fand ich mich nämlich vor einem Ständer voller Forellenblinker von KeloFishing wieder, daneben Erfinder Olek, der fleißig eines seiner Babys durch ein Schauaquarium hüpfen ließ. Ich bin – um es so diplomatisch wie möglich zu formulieren – kein großer Freund von Forellenteichen, und war ob des bunten Sortiments zunächst skeptisch, gleichzeitig aber ordentlich fasziniert vom Lauf des Blinkers im Aquarium. Ein überzeugender Privatvortrag samt Schwarzlichtvorführung, Farbberatung und der Versicherung, die KeloFsihing Blinker würden auch in der „Wildnis“ funktionieren, verließ ich den Stand ein paar Euro ärmer – aber um ein paar Blinker reicher.
Als mir die Spoons ein paar Wochen später an unserem zu Saisonbeginn immer heillos überfischten Vereinsfluss verdächtig viel Fisch brachten, fanden sich die kleinen Dinger immer öfter am Ende der Schnur wieder. Und wenn dann noch Mr. Fisherino himself nachfragt, ob man die KeloFishing Blinker einmal genau unter die Lupe nehmen möchte, dann sagt man natürlich nicht nein!
Style und Features der KeloFishing-Blinker
Aktuell hat KeloFishing acht verschiedene Blinker-Modelle im Programm, davon gibt’s die Hälfte in zwei unterschiedlichen Gewichten. So sieht das komplette Sortiment aus:
Zugegeben, die Namen der Farben sind etwas kryptisch. Am besten Ihr checkt kurz den FISHERINO SHOP oder die Übersicht auf der Homepage von KeloFishing aus, um Euch ein Bild zu machen. Die Verarbeitung der Spoons ist auf jeden Fall tipptopp und die Designs dürften die Bedürfnisse der meisten Forellenjäger befriedigen: Von knalligen Farben wie ‚Sawa‘ mit einer knallroten Vorder- und einer knallgrünen Rückseite bis zu klassischeren Designs wie dem gold/schwarz/orangenen ‚Hiran‘ ist farblich ein feines Spektrum abgedeckt.
LESYNKA HIRAN
Die meisten Designs haben sogar UV-aktive Elemente eingearbeitet. Teilweise ist es eine ganze Seite, oft auch nur ein paar Punkte oder Spritzer, die einen zusätzlichen Bissreiz bieten sollen. Auch hier gibt’s im Shop auf der Kelo-Page aufschlussreiche Fotos unter Schwarzlicht. Ebenfalls sehr gelungen sind die starken Kontrastfarben, in denen manche Designs gehalten sind. Erster Eindruck: Das wird funktionieren!
Was Technik und Features angeht, geben Blinker ja leider nicht viel Rumgenerde her. Alle Modelle sind mit Einzelhaken aus der hauseigenen K-Serie, dem K – 1 Nickel, ausgestattet und wie die Sprengringe qualitativ hochwertig.
Einsatzgebiete der KeloFishing-Blinker
Wer nicht gerade in der Brandung unendliche Weiten erreichen muss oder in die tiefsten Tiefen seines Gewässers vordringen möchte, der wird definitiv etwas Passendes finden. Die KeloFishing Blinker sind wie gesagt keine reinen Forellenteichköder, sondern absolute Allrounder, die dafür entwickelt wurden, auch in Bach und Fluss ohne Einschränkungen zu laufen. Meiner Meinung nach arbeiten die Blinker in kleinen Fließgewässern sogar am besten. Modelle wie der Lesynka oder der Amator sind dabei perfekt austariert: Auch in Rauschen oder schnelleren Abschnitten kann man die Spoons tief fischen, das flatternde Absinken ermöglicht auf der anderen Seite ein langsames und verführerisches Angeln an flachen Stellen.
Das Beuteschema beschränkt sich dabei logischerweise nicht nur auf Salmoniden aller Art. Barsche, Döbel und Hechte hauen sich die KeloFishing Blinker mindestens genauso gerne rein. Sprich: Alles, was kleine Fischchen auf dem Speiseplan hat, fällt ins Zielfischspektrum. Und das lieben wir alle am UL-Angeln ja so, nicht wahr?
Praxistest: Mit den KeloFishing-Blinkern am Fluss
Generell vorweg: Mit der Aussage, dass Ihr natürlich selbst schauen müsst, welche Modelle und Dekors der KeloFishing Blinker an Euren Gewässern funzen, werde ich zurecht keinen Innovationspreis abstauben. Was ich Euch an generellen Tipps geben kann: Ich habe in den vergangenen Wochen hauptsächlich mit den Modellen Lesynka, Amator und Crius geangelt, die sich schnell als meine persönlichen Favourites etabliert haben und generell eine sichere Wahl sein sollten. In Sachen Farben haben an meinem Hausgewässer (ein kleiner Fluss und der dazugehörige, mittlerweile „stillgelegte“ Mühlbach) Schockfarben und zu bunte Designs überhaupt nicht funktioniert. Waren die Döbel und Forellen an manchen Tagen sehr zickig, konnte man sogar eine Scheuchwirkung feststellen. Dafür haben die etwas gedeckteren, „natürlicheren“ Dekors umso mehr eingeschlagen: Der Amator in Arnav (blau-silber mit roten Punkten und goldener Rückseite), der Crius in Ahana (glänzendes dunkelgrün und orange auf der Vorder-, dunkelbraun auf der Rückseite) sowie der Lesynka in Hiran (komplett in gold mit dunklem Rücken und orangenem Bauch auf der Vorderseite) waren im Test klar die Punktsieger.
AMATOR SAWA
Vor allem Letzterer – Achtung, es folgt viel Euphorie – ist ein absoluter Killer! Angepriesen wird er als Allrounder, und man kann bei der Köder-Präsentation tatsächlich wenig falsch machen. Vielmehr kann man aus einem Stückchen Blech nicht rausholen! Schon normal eingeholt läuft der Lesynka ziemlich appetitlich, aber ist es meiner Meinung nach fast schon fahrlässig, nicht die ganze Aktion des Blinkers auszunutzen. Leichte Twitches lassen den Lesynka wunderbar ausbrechen, lässt man ihn bei Spin-Stops absinken oder in der Strömung spielen, sieht man erst, was das kleine Ding alles kann. Vor allem die Bachforellen sind auf eine sehr lebhafte Präsentation angesprungen. Durch das Absinkverhalten kann man den Lesynka auch ganz hervorragend langsam an Hotspots wie ausgespülten Kurven oder Wurzeln vorbei führen. Langsam einholen und die Rutenspitze zittern lassen – Leute, was da Barsche und Döbel aus Ecken gekommen sind, wo ich nie etwas vermutet hätte! Thema ‚Fische, wo man sie nicht vermutet‘: Vor allem im Frühjahr und an Struktur ist Hechtgefahr angesagt! Bei Würfen an versunkene Bäume oder ähnliches hat alleine das vertikale Taumeln in die Tiefe mehrere Hechte ans Band gebracht. Meistens hatte ich das Glück, dass die Esoxe außen gehakt waren, mittlerweile gilt aber: Könnte ein Hecht in der Nähe sein, muss feiner Stahl vor die Dinger!
Der Crius ist dem Lesynka von der Grundform her nicht unähnlich, mit 4,1g aber rund ein Gramm schwerer und vor allem bauchiger, was sich in einem ausladenderen Lauf bemerkbar macht. Auch hier gilt: Kurbeln ist gut, twitchen ist besser! Wegen des höheren Gewichts dürfen die Schläge aber etwas stärker und das Einholtempo einen Tick schneller ausfallen. So macht der Crius schön viel Radau, der auf das Seitenlinienorgan geht. Vor allem, wenn die Strömung etwas stärker ist und ich einen stabileren lauf bzw. in Gumpen auf Tiefe kommen will, liefert der Crius! Die Farbe Ahana hat mit dem grün-orangenen Chromglanz auf der Vorder- und der dunkelbraunen Fläche auf der Rückseite einen megageilen Kontrast und schon so manchen Fisch aus seinem Gumpen gelockt. Vor allem Barsche und Döbel stehen auf die etwas ründlichere Form. Auch für schnelleres Wasser aber, aber für ein anderes Einsatzgebiet ist der Amator. Der ist mit seiner länglichen Form auf den ersten Blick ein klassischer Forellenblinker und lässt sich geschmeidig durch jede Strömung führen. Und wie! Die schwänzelnde Aktion beim einfachen Einholen ist der Wahnsinn, nicht weniger! Auch hier kann durch kleine Twitches oder das Abdriften lassen in der Strömung ein zusätzlicher Bissreiz erzeugt werden. Ein Döbel, der an die 50er-Marke gekratzt hat, beim ersten Einsatz am ersten Spot fand’s zumindest gut…
Fazit zu den KeloFishing-Blinkern
Hätte man mir als bekennendem Wobbler-Fetischisten gesagt, dass mal ein Blinker in meiner Gunst so weit oben stehen würde… Aber Leute: Die Dinger sind eine Bank und eine absolute Kaufempfehlung, die ich Euch guten Gewissens ans Herz legen kann. Aber nobody’s perfect: die Sprengringe kratzen an den Enden schnell etwas vom Lack ab und auch Würfe gegen feste Hindernisse wie Brückenpfeiler (mein Spezialgebiet…) gehen meist mit kleinen Lackschäden einher. Aber hey, with great Blinkerdesign comes great responsibility, oder so. Das ändert an der Fängigkeit ohnehin nichts. Und die bekommt ihr definitiv, für nicht einmal 5 Euro.
AMATOR ARNAV